Worauf baut ein glückliches Leben auf? Es basiert auf vier Säulen.Edit Subject
Was denken Sie, was es braucht, um glücklich zu sein? Ruhm, Reichtum, Macht und Schönheit? Viele Menschen glauben das tatsächlich und es wird auch so in den Medien vermittelt. Tatsächlich haben sich in den letzten Jahren in der Hirnforschung vollkommen andere Kriterien immer deutlicher herauskristallisiert.
Dabei handelt es sich um
– erfüllende zwischenmenschliche Beziehungen,
– einen ausgeglichenen Stress-Haushalt,
– das Gefühl von Kohärenz und zu guter Letzt
– Selbstwirksamkeit – also das Vertrauen auf die Möglichkeit, aus eigener Kraft Veränderungen herbeizuführen.
Diese vier Kriterien haben einen starken Einfluss darauf, ob Sie ihr Leben als gelungen empfinden oder eben nicht. Um zu verstehen, wie diese Faktoren wirken und wie man sie erreicht, hilft ein Blick auf die Funktionsweise unseres Gehirns.
Obwohl Ihr Gehirn natürlich von Ihren Genen, Ihrer Kindheit und Ihrer Umwelt geprägt ist, bleibt es ein Leben lang flexibel. Das bedeutet, dass das Denken und die Gewohnheiten veränderbar sind – zumindest wenn man sich ein wenig mit der eigenen Gefühlswelt beschäftigt. Zunächst einmal ist es wichtig zu begreifen, dass Gefühle vergänglich und beeinflussbar sind. Sie sind nicht Ihr Herzschmerz, Ihre Hoffnungslosigkeit, Ihr Zorn. Diese Emotionen passieren Ihnen nur.
Zwischenmenschliche Beziehungen
Wir Menschen hängen noch wesentlich stärker von unseren Mitmenschen und deren Nähe ab, als lange Zeit angenommen wurde. Tatsächlich sind stabile Beziehungen zu anderen Menschen von Geburt an eine Grundvoraussetzung für körperliche Gesundheit.
– Die Partnerschaft
Wenn Sie in einer Beziehung leben, hat Ihr Partner enormen Einfluss auf Ihren Hormonhaushalt sowie Ihr Immunsystem. Bereits eine relativ kurze Trennung kann zu Schlafstörungen, verspäteter Menstruation oder gar einem grippalen Infekt führen. Ist die Beziehung seit Jahren angespannt, kann eine kurze Trennung allerdings auch zu einem guten Schlaf und verbesserter Gesundheit führen.
– Soziale Kontakte
Darüber hinaus sind Beziehungen auch ungemein wichtig für die Psyche. Soziale Kontakte können bspw. dabei helfen, Depressionen zu überwinden und Traumata zu verarbeiten. Gerade im Kindesalter sind sie zudem unerlässlich, um Selbstkontrolle sowie einen bewussten Umgang mit den eigenen Emotionen zu erlernen.
– Die eigenen Kindheit
Beziehungsmuster, die Sie als Kind kennenlernen, ziehen sich durchs ganze Leben. Wer also schon als Baby Geborgenheit und liebevolle Bindungen erlebt hat, wird auch später wahrscheinlich keine Probleme haben, eine von Liebe und Wärme getragene Partnerschaft zu führen.
– Lernfähigkeit
Beziehungen machen uns sogar intelligenter! Wenn ein Lernprozess von einer positiven Beziehung und den damit verbundenen angenehmen Emotionen begleitet wird, steigt nämlich die Anzahl der Verknüpfungen im Gehirn.
Ein ausgeglichener Stress-Haushalt
Beziehungen sind ein bedeutender Faktor für einen ausgeglichenen Stress-Haushalt. Stress ist ein fester und notwendiger Bestandteil des Lebens. Er treibt Sie an und macht Sie stärker. Allerdings gilt wie so oft auch hier: Die Dosis macht das Gift.
–Stresstoleranz
Wie hoch eine gesunde Dosis ist, hängt dabei von der individuellen Stresstoleranz ab, die sich bereits im Mutterleib auszuprägen beginnt. Wenn die Mutter viel Stress erlebt, überträgt sich das unmittelbar auf ihr Kind. Und wer eine stressige Kindheit hatte, wird sich auch später leichter „stressen lassen“. Das heißt natürlich nicht, dass die Stresstoleranz ausschließlich von Kindheitserfahrungen bestimmt wird. Auch spätere Erlebnisse können die Anfälligkeit für Stress beeinflussen. Aber was ist Stress überhaupt biologisch betrachtet?
– Die Biologie
Stress wird vor allem durch eine Reihe von Hormonen gesteuert (Ich habe über den Cocktail ausführlich geschrieben). Das Hormon Cortisol hat einen bedeutenden Anteil bei chronischen Zuständen. Gleichzeitig erhöht Cortisol die Sensibilität für Stressauslöser. Sie werden aufmerksam und sind in einem Alarmzustand. Das bedeutet: Mehr Stress führt zu höherer Stressanfälligkeit – ein Teufelskreis.
– Der chronische Zustand
Ein solcher Stresszustand kann chronisch werden, wenn die individuelle Toleranzschwelle permanent überschritten wird. Wenn das passiert, ist der Körper in ständiger Alarmbereitschaft und diese Menschen befinden sich auf direktem Weg in eine Depression oder ein Burnout, wenn sie nichts dagegen tun. Vereinfacht gesagt bedeutet das: Je mehr Stress Sie schon erlebt haben, desto besser sollten Sie darauf achten, dass er nicht Überhand nimmt – und v.a. dass er nicht zum Dauerzustand wird.
– Der Raubbau am eigenen Körper
Stress wirkt sich nämlich nur auf kurze Zeit positiv aus, ist also eher für Sprints als für Langstreckenläufe gedacht. Unter Stress stehen Ihnen alle Energiereserven zur Verfügung – für Kampf, Flucht oder eben den Endspurt vor einer Deadline. Diese gesteigerte Aktivität geht allerdings zulasten anderer Körperfunktionen. Schlaf, Immunsystem, Verdauung und Libido z.B. laufen auf Sparflamme, solange Sie unter Stress stehen. Eine hohe Dosis Cortisol kann sogar zum Abbau von Vernetzungen im Gehirn führen, was aus evolutionärer Sicht auch sinnvoll ist: Wenn Ihr Verhalten dazu führt, dass Sie dauerhaft gestresst sind, dann sollten die entsprechenden Verhaltensmuster besser aus Ihrer Datenbank gelöscht werden.
– Die Batterie aufladen
Damit sich die in der Stressphase vernachlässigten Mechanismen des Körpers wieder erholen können, brauchen Sie im Anschluss dringend eine Entspannungspause, insbesondere wenn Sie sowieso eine niedrige Toleranzschwelle haben.
Kohärenz
Kohärenz bedeutet so viel wie Stimmigkeit. Ein klassisches Gemälde mit realistischen Proportionen, ein harmonisches Musikstück, ein geschickt zusammengestelltes Outfit – solche Dinge lösen bei vielen Menschen ein Gefühl der Stimmigkeit aus. Der Begriff wurde vom US-amerikanischen HeartMath Institute eingeführt und beschreibt die Verbindung zwischen Herz und Hirn. Kohärenz ist ein komplexes Konzept, das außer Kunst und Mode noch viele andere Bereiche des Lebens betrifft.
– Ziele erreichen
Erfolg z.B. ist ein Kohärenz-Erlebnis: Sagen wir, Sie möchten eine Idee, die Sie in Ihrem Kopf tragen in die Wirklichkeit umsetzen und es gelingt. Diese Erfahrung empfinden Sie als kohärent. Der gewünschte Zustand wird deckungsgleich mit dem tatsächlichen Zustand.
– Der Placebo-Effekt
Eine andere, ziemlich nützliche Folge des Kohärenz-Strebens ist der Placebo-Effekt: Sie nehmen ein Medikament zu sich und erwarten, dass es wirkt. Also sorgt Ihr Gehirn dafür, dass es Ihnen tatsächlich besser geht.
– Die Sinnfrage
Auch das Bedürfnis nach Sinnzusammenhängen ist auf das Kohärenz-Streben zurückzuführen. Jeder Mensch sucht permanent nach Sinn in seinem Leben. Einige wollen etwas Großes für die Menschheit bewirken, andere leben einzig für ihre Kinder. Macht alles irgendwie Sinn, allerdings nur in den jeweiligen Köpfen. Chaos und Zufall sind dem Gehirn unangenehm. Es sucht daher immer nach Struktur und logischen Zusammenhängen, und wenn es die nicht gibt, stellt es sie eben eigenständig her. Sinn ist also nur ein Begriff für das, was IHR Gehirn erzeugt, um Kohärenz zu erleben.
Selbstwirksamkeit
Spielen Sie gerne Würfelspiele? Oder bevorzugen Sie Karten- und Brettspiele? Bei den einen hängt Ihr Erfolg vom Glück ab. Bei den anderen bestimmen Ihre Entscheidungen, ob Sie gewinnen. Was Sie bei Letzterem erleben, nennt man Selbstwirksamkeit. Es ist das Vertrauen auf die Möglichkeit, aus eigener Kraft Veränderungen herbeizuführen.
– Das Belohnungszentrum
Selbstwirksamkeit ist die Überzeugung, das eigene Leben beeinflussen und Herausforderungen meistern zu können. Diese Erfahrung bewirkt, dass das Belohnungszentrum im Gehirn aktiviert wird. Dieser Vorgang verläuft in zwei Phasen: Während der ersten Phase wird der Neurotransmitter Dopamin ausgeschüttet, der Sie neugierig und aktiv werden lässt. Tritt der Erfolg einer Handlung wie erwartet ein, wird das Dopamin in der zweiten Phase in Morphium umgewandelt, woraufhin sich eine angenehme Entspannung einstellt.
– Desinteresse
Bei Misserfolg entstehen aus Dopamin allerdings die Stresshormone Noradrenalin und Adrenalin. Das durch sie ausgelöste Stressgefühl soll Sie antreiben, noch stärker für Ihren Erfolg zu kämpfen. Bleibt der Erfolg jedoch auch nach mehreren Versuchen aus, kann der Stress chronisch werden.
Ähnlich wie Stress wird auch ein Mangel an Selbstwirksamkeit mitunter zum dauerhaften Problem. Wer über längere Zeit keine Selbstwirksamkeit erlebt, wird passiv und desinteressiert. Das passiert z.B. bei Kindern, die nichts alleine machen dürfen. Der Grund dafür ist, dass das Gehirn alles abbaut, was es länger nicht benötigt. So wie eine Fremdsprache einrostet, wenn Sie sie nicht benutzen, können auch Gefühle und Gewohnheiten mit der Zeit verschwinden.
– Neugierde
Auf der anderen Seite wird alles, was oft in Gebrauch ist, vom Gehirn gestärkt. Wenn Sie die Dinge also öfter anpacken, fallen Ihnen dieses Anpacken irgendwann immer leichter. Die Selbstwirksamkeit hilft Ihnen, noch selbstwirksamer zu werden. Sie sorgt gleichzeitig dafür, dass Ihr Gehirn fit und interessiert bleibt – als Kind, als Erwachsener und auch im Alter. Oftmals reichen schon kleine Dosen dieses Gefühls aus, um die Lebensqualität merklich zu steigern.
– Verantwortung übernehmen
Dies bewies eine Studie der Psychologin Ellen Langer von der Harvard University. Im Rahmen eines Versuchs übertrug sie den Bewohnern eines Altersheims mehr Verantwortung für ihren Tagesablauf und gab ihnen außerdem eine Pflanze, um die sie sich kümmern sollten. Diese einfachen Aufgaben führten dazu, dass die Studienteilnehmer zufriedener und gesünder waren und ihr Leben länger genießen konnten als die übrigen Heimbewohner.
– Der Flow-Zustand
Eine besonders angenehme und intensive Form der Selbstwirksamkeit stellt sich übrigens im Flow-Zustand ein. In diesem Zustand ist man so konzentriert, dass man vollkommen in seiner Tätigkeit versinkt – und dabei ganz nebenbei auch noch eine enorm hohe Produktivität erreicht. Eine der wichtigsten Voraussetzungen ist allerdings der Sinn bei der Arbeit. Fehlt dieser, kann sich auch kein Flow-Zustand zeigen.
Nun kennen Sie die vier Säulen für ein gutes Leben.
– Zwischenmenschliche Beziehungen
– Ein ausgeglichener Stress-Haushalt
– Kohärenz
– Selbstwirksamkeit
Ein Gleichgewicht in allen vier Bereichen stellt sich allerdings nicht von alleine her. Je besser Sie Ihre Emotionen und Bedürfnisse kennen und die Vorgänge in Ihrem Gehirn verstehen, desto größer ist Ihre Chance, alles so einzurichten, dass es Ihnen gutgeht.
In welchem Bereich geht es Ihnen leicht von der Hand?
Was ist Ihnen neu und noch unbekannt?
Wie hoch schätzen Sie die vier Bereiche in einer Skala von 1-10 bei Ihnen ein? Wie gut sind sie ausgeprägt?
Geben Sie jedem der vier Bereiche eine Zahl. 40 ist der Gesamtpunktestand.
Ist die Gesamtzahl aller vier Bereiche unter 20, dann ist es Zeit etwas für sich selbst zu tun. Ein Spaziergang mit mir in der Natur vielleicht? Kontaktieren Sie mich unter [email protected]
About the Author
DI Robert Pap, Mentalcoach und Raumdesigner.
Gründer von Freiräumen.com mit dem Schwerpunkt Stressmanagement
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